Abenteuer Jack und der gemeine Urwald

AJ und der gemeine Jungle

Abenteuer Jack hat in seinem letzen schweren Abenteuer einen Kampf mit miesen Trichetrantropsen aus der Urzeit überstanden. Aber er war schwer verletzt. Er hatte sich die Kniescheibe aufgeschürft und das brannte wie Sau! Um sein Leben zu retten, mußte er sich selbst auf die pochende Stelle küssen und pusten. Das tat weh – aber nicht halb so weh wie der Schmerz in seiner Seele, denn Abenteuer Jack konnte es nicht leiden, wenn er bei einem Kampf verwundet wurde. Deshalb wurde er von seinen Kollegen manchmal spöttisch „Nadelstreifen Abenteuer Jack“ genannt oder auch „Gar kein echter harter Bursche“.

Immer wenn die anderen Abenteuerer ihn damit hänselten, fing er an zu weinen und verkroch sich in sein Baumhaus am Rande des Amazonas. Was war das nur für ein Leben! Andere Abenteuerer können echt grausam sein. Doch dann warf er den Kopf nach hinten und sagte „Hah“ und fing an, auf seiner Maultrommel eine fröhliche Marschmusik zu spielen. Und er klopfte mit den Füßen und schlug im Takt die Hände auf seine Stirn. Natürlich konnte er dann keinen Ton spielen, weil er ja die Maultrommel nur mit seinem Mund festhalten konnte. Aber das machte ihm nichts. Er hatte ja Phantasie. Und so machte er komische Laute durch seinen geöffneten Mund, stampfte im Takt, klatschte im doppelten Takt die Hände auf seine Stirn und pupste ab und zu. Es klang ungefähr so: Bum Bum, klatschklatschklatsch, Rööötschmöööt, pups, hihi ….

Plötzlich fiel er aus dem Fenster. Aaaaah. Mitten rein in die Fuchsien und in die Dahlien. Es war ja ein Regenwald und da wachsen so Pflanzen noch total wild, Du, nicht so wie bei uns wo die aus Holland kommen und total vergiftet sind von der Chemie, Du. Total ehrliche Pflanzen. Naja, jedenfalls semmelte Abenteuer Jack mittenrein in die beknackten Blumen. „Oh nein!“, fluchte er. Dann nahm er sich ein Stück Papier aus der Hosentasche und einen Stift und fing an, ein Schadensprotokoll aufzunehmen. Ich hoffe, das ist jetzt nicht langweilig, aber das muß ich jetzt schon irgendwie mal schreiben wie der das Schadensprotokoll aufgenommen hat. Also:

  • 2. Knopf von oben an meinem Hemd verloren,
  • 1 Hose aufgescheuert,
  • 1 Schnürsenkel gerissen,
  • Diverse Blätter zerknickt.

So, Leute jetzt wißt Ihr warum ich das so genau gemacht hab: Das ist ja wohl voll der miese Schaden! So ein Protokoll kann die Wahrheit noch viel grausamer ausdrücken als eine Packung Schokobananen in falschen Händen! Die Wahrheit war in der Tat grausam: Fernab von Zuhause und mit ungepflegtem Äußeren im Regenwald! Er holte aus seiner Gesäßtasche seine Brieftaube „Guru Grur“ heraus und band ihr das Schadensprotokoll um die Hüfte. „Flieg los, kleine Braschenka, an einen sicheren Ort und hol Hilfe!“ Mit diesen Worten holte er aus und warf die Taube in einem gekonnten 45 Grad Winkel so fest wie er nur konnte davon. Leider war „Guru Grur“ noch immer ziemlich benommen von Abenteuer Jacks Furzgasen und dem Fenstersturz und somit nicht unbedingt flugtauglich. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal lieber nicht erzählt werden.

Als Abenteuer Jack seine Braschenka am Horizont verglühen sah, sagte er zu sich selbst: „Kumpel, sieh Dir diese Taube an. Gestern noch ein Experiment meines Onkels, heute schon tot!“ Mit Kennermiene und mitfühlendem, kernigen Abenteuerernicken, sah er noch einmal grimmig auf seine Kniescheiben, warf dann schließlich den Kopf nach hinten und sagte „Hah!“. Dann sah er sich um: Überall Bäume, Sträucher, Geäst .. Mit einer gekonnten Bewegung holte er sein YPS-Überlebensset aus seiner Hosentasche und machte sich auf den Weg. Das Yps-Set bot alles, um im Djungle zu überleben: Kompaß in Dracula-Gebißform, Ex-Müllsack-Survival-Zelt, Plastikspinnen, um die kleine Schwester zu erschrecken. „Ach Scheiße!! Ich habe gar keine kleine Schwester“, durchfuhr es Abenteuer Jack siedendheiß! „Wie um alles in der Welt soll ich denn nur hier jemals wieder herauskommen?“ Der Yps-Kompaß zeigte nach Osten, was nichts ungwöhnliches war. Ein Yps Kompaß zeigt immer nach Osten.

„Scheiße, wo bekomme ich eine kleine Schwester her, Eih Du, Dreifingerfaultier komm mal her“. Mit diesen Worten riß er das schlafende Häufchen Elend vom Baum und zwar so heftig, daß es von nun an Eineinhalbfingerfaultier heißen sollte. „Macke, Do, wisste Mucken oder wat?“ Abenteuer Jack mußte so hart sein, denn sonst haben die Tiere im Urwald keinen Respekt vor einem und essen einen auf. Nur jemand mit dem Format eines Abenteuer Jack kann im Urwald überleben und hat den Respekt, ja, Re – spekt von den Bestien, die dort hausen. Da kommste nicht weit mit Nachsicht oder ’nem Schlafliedchen, neien, dem Tier mußte starr in die Augen gucken und dann reinpieken. Oder mit der Lupe das Fell versengen. Oder, aber naja, das Faultier krümmte sich noch am Boden, nachdem AJ ihm mit seinen schwarzglänzenden Westernstiefeln, die er übrigens aus Überzeugung über seiner Karotten-Edwin trug, ordentlich eins in die Nüsse geballert hat – und zwar voll mit Pike.

„Hör zu, Du komischer Ameisenbär“, (Für Abenteuer Jack waren alle Tiere grundsätzlich Ameisenbären, das half ihm, die Biester auseinanderzuhalten) „Du ziehst Dir jetzt Fummel an und bist ab jetzt meine kleine Schwester Ramona!!!“ Was sollte das Faultier daraufhin schon groß erwiedern? Wer sich mit Faultieren auskennt, der weiß ja, die können ja nicht reden! Das wußte auch ein Naturbursche wie Abenteuer Jack. Schwups hatte er dem Viech seinen Notfall-Bra übergezogen und sein letztes Puppenkleidchen seiner Lieblingspuppe Unterwasser-Klara angezogen. „Siehst geil aus, Du komischer Ameisenbär, nun zeig mal, was Du drauf hast“, Das Faultier sprang sogleich herum, pflückte Blumen, sang, klatschte in die Hände und schließlich wollte es mit AJ Tick mit Klippo spielen.

Auf diesen Augenblick hatte AJ nur gewartet, „Sooo, Tick mit Klippo, also“, knurrte er, biß sich auf die Lippe und zog den Hut tiefer. Langsam wanderte die Hand in die Gesäßtasche. Jeder Muskel seines Körpers war aufs äußerste gespannt. Das war der Augenblick der Wahrheit. Das Faultier stand vor ihm und blickte ihn mit freundlichen, großen Augen erwartungsvoll an. Im Urwald wurde es totenstill, die Käuzchen hielten die Luft an, die Hyänen waren zwecks Abwesenheit sowieso leise. Nur in der Ferne hörte man die Kettensägen singen. Fast unmerklich verschwand zunächst ein Finger in der Tasche, suchend, sich weiter vortastend, dann noch einer, langsam, ganz langsam und schließlich, fast unbemerkt vom menschlichen Auge, war die ganze Hand in der Gesäßtasche versunken und umklammerte den Gegenstand, der Schrecken aber auch Freiheit bringen sollte.

Als er die Gummispinne in seiner zur Faust geballten Hand spürte, wagte AJ wieder zu atmen. Eine Sorge blieb. Hatte der komische Ameisenbär was gemerkt? Dann wäre ja der Überraschungseffekt weg. Oh, Manno. Nein, er stand immer noch vor ihm, als gäbe es nix zu fürchten auf dieser Welt. Gab es aber doch! Jetzt! Mit irrwitziger Geschwindigkeit schnellte Abenteuer Jack die Gummispinne aus der Tasche, begleitet von irrem, unmenschlichen Geschrei und batschte sie dem Faultier auffe Nase. „Iiiiiieeeks, Hahahahahah“, machte Abenteuer Jack.

Ramona, alias das Faultier, machte nix. Abenteuer Jack hat leider eine wichtige Tatsache nicht bedacht: Faultiere haben eine andere Reaktionszeit als kleine Schwestern. Genau diese Folge von „Gritschimeks Tierkäfig“ hatte er damals verpaßt, so ein Ärger. Als er sah, wie der Moment voller Schrecken und Terror wirkungslos an der tumben Fresse des komischen Ameisenbärs verpuffte und mit ihm all seine Hoffnungen aber auch die Mühen seiner Vorbereitung, schossen ihm die Tränen in die Augen. Und das macht ja nix, wenn ein Mann, der alles verloren hat, sich mal gehen läßt und sich mal nicht seiner Tränen schämt. „Die arme Schwuchtel. Wie peinlich“, dachte das Faultier. Dann knöpfte es sein Fell auf, holte eine Büchse Bier heraus und reichte sie Abenteuer Jack. AJ nahm einen tiefen Zug.

„Mann, bin ich schon knülle!“ rief er und fing an wie ein Irrer zu kotzen. Überall flogen Brocken von halbverdauten Würstchen mit Kartoffelsalat umher. Überall hallte es von Kotz und Würgegeräuschen wieder. Egal, hier im Dschungel war man ja zum Glück frei. Freiheit kann aber auch zum Fluch werden, wenn man nicht wieder nach Hause kommt. Diese einfache Regel mußte jetzt auch AJ auf die harte Tour am eigenen Leib erfahren. „Wie komm ich bloß wieder nach Hause?“, sagt er laut zu sich. „Warum gehst Du nicht einfach die Treppe zu Deinem Baumhaus wieder hoch?“, fragte das Faultier. „Oh, gute Idee, Danke“. Und Schwupps war er oben.
„Endlich daheim.“
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